Dr. Undine Stabrey

Assoziierte Forscherin

E-Mail
undine.stabrey@faculty.unibe.ch
Postadresse
Universität Bern
WBKolleg / CGS
Muesmattstrasse 45
3012 Bern

Schwerpunkte und Interessen

  • Bedingungen und Analyse des In-der-Luftliegen von Neuem
  • Bedingungen der Muster und Strukturen von Gesellschaften
  • Argumentation und Antizipation
  • Entstehung von Wahrnehmungen und Weltbildern

Aktuelle Projekte

Trilogie zur Benutzeroberfläche des Seins (2018 - 2024)
Der Zeitraum Antike bis Digitalität. Bedingungen von Punkt und Fläche.

Teil I   Benutzeroberfläche des Seins und Milliardenmensch. Zur Bedingung von Bildung

Die Denkbewegungen des homo digitalis sind durch smarte Dinge bedingt. Die digitale Differenz zwischen Wissen und Information ist dabei noch zentral. Wissen, so liesse sich zusammenfassen, ist aktuell das Medium von Information (D). Als Bewegungen von Mensch und Ding zeitgestalten Wissen und Information die aktuelle Benutzeroberfläche des Menschen. Mit diesen Bewegungen aber ,steht’ Bildung als Sitzen & Sein in Frage: Menschen bewegen sich in diesen Jahrzehnten grundlegend anders (S, Z). Rechteckigkeiten wie Hoch/schule, Buch, unzählige weitere Artefakte, fixierten Bildungssituationen als deren Grundbedingung. Paideias Box als Horizont von Bildung wurde zu etwas, das auf Dauerhaftigkeit zielte. Als Ordnung von Folgen wurde diese Bedingung in Jahrtausenden eine Art conditio humana in vielen Weltteilen und maßgebliche Zeitstruktur bildenden Seins (R): Die bildende Situation war immer auch Ort als geistige Aktivität: Mensch ,ging zur Bildung’ und ,setzte sich zur ihr’. Tendenziell kehrt sich das mit weltweit zunehmender Mensch- und Dingbewegung um. Der umfassende Bewegungswandel betrifft alle ehemalige Bereiche und verortet auch Bildungsweisen neu, entortet sie und bedingt die Bildung anders. Damit steht Bildung in Frage (Z). Bewegungsmodi des Onlife provozieren das Verhältnis von ortsstabilem Sein und Mobilität. Bildungsbedingungen als Gebäude oder als Schachtelwissen sind smart bedingt und bewegt (Z, R, D): die Zeit wird unbedingter, die Realität bevorzugt ihre Simulation im Gegenstand (P, D, R, Z) während gleichzeitig Dingmassen milliardenfach die Erde bevölkern. Paideias Box in digital fundierten Denkstrukturen bewegt uns noch in alten Worten, bereits in teilweise neuen Orten, in Atopien bildenden Seins vorab des Quantenweltbildes. Die Bedingung der Bildung im archäologischen Blick und Langzeithorizont ihrer Artefaktkultur.

  • Vorstudie I: Prognostik über Generalismus: Dingdenken. Dynamik und Wortort in Flussers Jetzt(2010er Jahre)antizipation(1970er Jahre). (P)

http://www.flusserstudies.net/sites/www.flusserstudies.net/files/media/attachments/stabrey-prognostik.pdf

  • Vorstudie II: Transmaterial, in: R. J. Harkness ed., An Unfinished Compendium of Materials, KFI Book Series: University of Aberdeen (2017), S. 194 - 195.
  • Seminare:

Whiteheads Wirbel I  Der Rhythmus von Erziehung und Bildung ? ( D, Z, P)

Whiteheads Wirbel II Über die Ziele von Bildung und Erziehung ? ( D, S, R)

  • Ergebnis Bildungsforschung: Schulbedingung? Sitzen und Sein. Paideias Box in der Infosphäre. In: . In: Schule neu denken und medial gestalten. Grünberger, N. et al., Glückstadt: vwh-Verlag 2017, S. 63 - 84. http://www.gestalte.schule/files/original/187/doc04-Stabrey.pdf (S,R,D)
  • Studie als Buch: Benutzeroberfläche des Seins und Milliardenmensch. Zur Bedingung von Bildung (ca.160 S., 2023)

Teil II   Benutzeroberfläche des Seins und Form der Zeit. Zur Bedingung von Pflanzen

Die Bedingung des Milliardenmenschen sind Smartheiten. Als Leitbedingungen des Jetzt stehen sie Dingen der Vorsmartwelt zur Seite. Digitalglobale Zeitstruktur und Lebensweise schaffen neue Wahrnehmungen: die Entstehung eines neuen Weltbildes inklusive der Bewusstheit, die Pflanze als Pflanzlichkeit aufzufassen, wird möglich. Im veränderten Blick auf Tiere nicht als Andere sondern als anderes Wir rückt die Pflanze näher: nicht ,nach‘ den Tieren der alten Gliederung Mensch-Tier-Pflanze, sondern Pflanzen werden ebenfalls Teil eines anderen Wir. Eine Versinnlichung nach dem animal turn Richtung plant turn. Damit geht ein neuer Blick auf Lebewesen insgesamt einher. Die Dimension der Verdinglichung von Welt und Leben mit z.B. Milliarden Digital- und Plastikdinge/partikel samt der Verlebendigung von Dingen mit z.B. KI, Roboter, Internet der Dinge etc. führen zum Neuausloten von Leben an sich. Zu vorhandenen Species kommen vom Menschen geschaffene hinzu. Teil I dieses Projektes erkundet die gleichzeitige Anwesenheit und Abwesenheit von Pflanzen in der menschlichen Weltgestaltung. Teil II beobachtet entlang des Jahrtausendwissens zu Pflanzen, an welchem Punkt des neuen Weltbildes Pflanzen wieder wie Tiere und andere Wesen wahrgenommen werden und warum das auch in der Breite so sein werden wird. Die These ist: Weniger Klimabewusstheit, Artensterben, Ernährung etc. werden primärer Grund für das veränderte Pflanzenverständnis werden. Vielmehr löst das kommende Weltbild von Verschränkung und Beziehung als Wahrnehmungsgrundlage die Bedingungen früheren Denkens ab. Damit entsteht eine Art neuer ,Animismus‘ – gefühlt konträr zur Digitalkultur, aber damit aufs Engste verwoben und hervorgebracht.

  • Buch I: Vorstellbarkeit und Pflanzlichkeit. Aktiv Wissen schaffen mit Vilém Flusser und dem Standpunkt des Grases. Other Eyes 2021, 45 Seiten. (als Hörbuch 2023)
  • Buch II: Benutzeroberfläche des Seins und Milliardenmensch. Zur Bedingung von Pflanzen (ca. 80 S., Herbst 2024)

Teil III   Benutzeroberfläche des Seins und Milliardenmensch. Zur Bedingung Alter Welten

Wissenschaften historisieren. Fast alle Strukturen im Jetzt fundieren kommende Zeiten nicht und werden zugleich aufrechterhalten und u.a. von den Wissenschaften petrifiziert. Altertumswissenschaften sind aus nachwissenschaftlicher Sicht aufschlussreich für das Verständnis der Epoche des Wissens. Die altertumswissenschaftliche Epistemologie basiert auf Anachronie: Altertumswissenschaften verbinden als Weg ins Wissen die Welten ihres Forschungsgegenstandes – Antike, Altertum, Alte Welt etc. – mit ,Quellen’, vorhandenen Resten der Zeiten des Interesses. ,Quellen’ fungieren als ,Zeugnisse’ längst inaktiver Kulturen. Zeugenschaft? Für welche Zeiten, für wen? Im Netzdenken steht Geschichte in Einheiten wie Epochen, wie das Konzept Vergangenheit, in Frage. Dito die Idee einer Alten Welt, der Altertumswissenschaften. Netzliche Vergleichzeitigungen weltweiten Wissens in Echtzeit parallelisieren auch Antikewissen: Elastische Strukturen entstehen. Die Echtzeitformation, in sich dynamisch, historisiert stabilere Wissensformen. Mit diesem Ansatz erkundet das Projekt die Bedingungen der Alten Welt.

Entsprechend des aktuellen Musters der Zeitgestalt formieren vorhandene Erkenntnisse in wandelbare Erkennensgebilde. Discussing Petrification bedenkt die Verschränkungen Prozess – Denkmuster – Parallelverschiebung von Sachgegenstand auf Disziplinstruktur: Wie formen Dinge unser Denken? (P) bzw., wenn es im kommenden Weltbild auch im breiten Verständnis keine Dinge gibt weil Wirklichkeit anders gedacht und gesehen wird: Wie formten Dinge unser Denken? Archäologie als Sehräuberin zeichnet im Wissen vom Gestern auch Wege ins Nichtwissen nach. Diese werden komplementär zu Wissen sichtbar (S). Den Großteil altertumswissenschaftlichen Interesses, seit Jahrtausenden nicht aktive Kulturen, kennzeichnet kontingente und konstruierte Abwesenheit. Das Verhältnis von Anwesenden und Abwesenden ist mit smarten Bedingungen im radikalen Wandel und Denken wird nicht mehr so gedacht werden: die Bedingung der Alte Welt ist die alte Benutzeroberfläche.

  • Vorstudie: Archäologische Untersuchungen. Über Temporalität und Dinge (2017, 246 S.)
  • Seminar: Tatort Wort-& Bildwelt Alte Welt: Eine Quelle ist eine Quelle ist eine ... On Knowledge: Formation and History of „Sources“ in Ancient World Studies
  • Ergebnis: Über die Archäosphäre ins Altertum: Artefakt. Bildfakt. Kontext. Konstrukt. (R) In: S. Klamm/E. Hoffmann (Hrsg.), Archäologie und Rekonstruktion. Strategien visueller Erkenntnisprozesse. Transformationen der Antike (2023) 22 S.
  • Ergebnis: Discussing Petrification – On Patterns. Relations of Mind and Matter in the 21th century (other eyes, Frühling 2023, ca. 50 S.)
  • Ergebnis: Benutzeroberfläche des Seins und Milliardenmensch. Zur Bedingung Alter Welten.  (2023, Essay, ca. 90 S.)

Archäologie aktueller Weltgestaltung. Objekte im Entscheidungsmoment Klimaverantwortung (Ende/Anfang 2022/23) 

Ausgehend von Dingen, wie sind wir im Jetzt der Jahrzehnte um 2000 in der Welt? Welche Dinge bedingen Menschen wesentlich? Die Bedingung der aktuellen Pandemie veranschaulicht das gut. In diesem Faltbüchlein befragen archäologische Erkundungen dingliche Konkretionen aktueller Weltgestaltung als die Bedingungen des Jetzt und Bald.

Wie Menschen die Welt der Pandemie bedingen entspricht einer digitalisierten Industrialisierung. Gleichzeitig fordert ein weltweiter Wahrnehmungswandel anderes als bisherige Bedingungen. Womit Menschen sich bedingen, insbesondere im Blick auf unvorwegnehmbare Ereignisse, beschreibt diese Archäologie aktueller Weltgestaltung. Schnelle Reaktionen auf im Konkreten Unvorhergesehenes wie bei Corona werden weltweit umgehend sichtbar und Reaktionen auf Ereignisse dieser Dimension rasch dinglich. Auch das aktuelle Führen von Kriegen zeigt dies unmittelbar. Eine bestimmte Bedingtheit einer Menschenzeit wird als blitzartige Momentaufnahme von Denken und Tun über die Dinge als Bedingung ihrer Gestaltung sichtbar und vorstellbar. Daher: was sind die Bedingungen des Jetzt? Das Faltblatt beschreibt und illustriert die Bedingtheit unserer Zeit.

Langzeitprojekt

Water unseen: à propos des hommes et des eaux – Eine d(r)ingliche Geschichte.

Das Wasserbuch folgt aus Studien zum Boden als Erkennensvehikel und dabei zum Verhältnis zwischen Dingen und Denken. Es erkundet Wasser als Wasserepistem, als Aquem. Wie Zeit in den Boden kommt und wie Zeit in Dinge kommt, aufbauend auf Studien dazu, führe ich mit Wasser als liquider zugleich flüchtiger Wissensformer die Studien daran fort, was es eigentlich ist, das in Forschung und Denken menschenmögliche Sphären mittelt. Als Aquem, das Denken provoziert, hervorbringt, verhindert und Wahrnehmungen ermöglicht und verunmöglicht (A), dimensioniert der Horizont des Sehens die aquemologische Ausgangslage (WS) mit der immer bewegenden Grenze zwischen Sehraum und Seeraum. Dieser randlose Rand in Bewegung kennzeichnet Wasserwissen und -denken und kann das kommende Weltbild infolge Quantenmechanik eingängig darstellbar machen. Einzelstudien im Wasserbuch ergründen, wie Wasser als Immerbewegendes Denken bildet und bilden kann und wie die frühere Denkformation Wissen sich zu dieser randlosen Bewegung verhält. Wasser und Wissen stehen hier gewissermaßen konträr zu einander: Wissen ist konzeptionell immer auch etwas Statisches, Wasser im Wissen auch. Während wir im Begriff sind, Modelle alter Zeitlichkeiten zu verlassen, erkundet das Wasserbuch, wie Wasser Denkformationen im Jetzt abbildbar machen kann. Lässt sich qua Aqua, mit der wassereigenen fluiden Beweglichkeit, das ,Netzsein‘ besser fassen? Ist qua Aqua wissenschaftliches Forschen in seiner neuen Zeitstruktur der Echtzeit gut ergründbar, beispielsweise weil das Erkennensvehikel selbst bewegt ist? An der oszillierenden Grenze des Sehraums im Seeraum interferieren die alten Formationen Nichtwissen und Wissen. Diese Grenze des Sehens macht Wasser zum Aquem (B). Die ,Tiefsee‘ etwa, deren Sichtbarmachung ihre Erforschung ebenso dokumentiert wie epistemisch grundiert, zeigt wie Wasser als Sehräuber Vorstellungen von Dasein allgemein und Wissenschaft im Speziellen formt. Die Grenzziehung zwischen Mensch und Tier (P, A, WS, I), die aktuelle Dimensionierungen planetarischer Veränderungen als Anthropozänisierung qua Aqua sind Teil davon.

3 Bücher als 1: Essay (A, P), Sachbuch (I, WS), Bildband für Kinder (A, WS). Themen:

  • Wasser Wissen. Aqueme als ‚Denkquelle’ (A)
  • Industrialisierung und Vergegenständlichung von Leben. (I)
  • Les sciences et les eaux: à la recherche des structures poétiques comme catégorème historique  (P)
  • ‘This is water’ – Wasser und Wissen. Über Sehräuberei (WS)

 

  • Vorstudie I:  Aqua alia, in: Weltfragment. Von den Dingen in den Archiven zu den Archiven in den Dingen. In: E. Knopf, S. Lembcke, M. Recklies (Hg.), Archive dekolonialisieren. Praktiken medialer und epistemischer Transformationen in Kunst, Design, Film. Transcript 2018, 177-191. (A,I)
  • Vorstudie II:  Transmaterial, in: R. J. Harkness ed., An Unfinished Compendium of Materials, KFI Book Series: University of Aberdeen (2017), S. 194 - 195.
  • Vorstudie III:  6 Seiten «Roman Notes»: Petrifizierung der Erdballhaut am Beispiel Rom. In: Dominique Turzer - Libri d'artista da Roma a Zurigo, 5.-15.11. 2020, Photobastei Zürich.